Mit dem Luziertag war früher manches Brauchtum verbunden; heute wird nur noch in wenigen Orten an diesem Tag altes Brauchtum gepflegt.
In den Augen der Kinder galt die Luzia, auch Luzi genannt, als ein altes Weib, das zerlumpt gekleidet war, ein hässliches Gesicht und zerzaustes Haar hat. Meistens hielt sie in der rechten Hand eine Sichel mit Wetzstein oder ein Metzgermesser. Manchmal trug sie auch einen Korb mit Ziegelsteinen. Die Luzier wurde meistens von einem Burschen oder einem Mann dargestellt, besuchte vor allem böse und unartige Kinder, denen das ganze Jahr mit ihrem Erscheinen gedroht wurde. Meistens kündigte sie sich mit dem Wetzen der Sichel an, stieß die Tür auf und trampelte in die Stube. Verängstigt liefen die Kinder zur Mutter. Wenn die Kinder versprachen, wieder folgsam zu sein, verließ Luzier wieder das Haus.
In manchen Orten der Oberpfalz wurde dieses Brauchtum um St. Luzia noch bis vor wenigen Jahren gepflegt, wie Brauchtumsforscher Wolf betont. So trat sie vor allem in Sattelbogen in zerlumpten Gewändern auf und sagte während des Sichelwetzens folgenden Spruch: „A Schüsserl voll Darm, a Mölterl (Milchgefäß aus Ton) voll Bluat!" In Cham kam ihr Ruf durch den Kamin. Oft trug sie dort auch eine Kirm (Korb) mit Glasscherben. Manchmal trat sie auch als Bettelweib auf. In Chammünster wetzte sie zwei große Krautmesser, während sie in Döbersing mit einem Pelzmantel gekleidet war. Auch in Pitzling, Runding und Schorndorf ging Luzier um, doch meistens in Weiß oder Schwarz gekleidet. In Thal trug Luzier einen Säbel und einen Topf voll Blut (vielleicht auch Hinweis auf ihre Enthauptung).
Im oberen und mittleren Bayerischen Wald wird die Luzier noch von der sogenannten „Hobergoaß" begleitet. An einer langen Stange wurde eine furchterregende Ziegenmaske mit zwei Hörnern und großen Augen befestigt. Mit einem großen Tuch wurde die Stange umhüllt, so bildete alles eine Einheit: Maske und Mensch. Meist zeigte sich diese Figur am Fenster, manchmal ging sie in die Stube und verschwand wieder unter lautem Meckern.
Die bluadige Luzier, wie sie mancherorts genannt wurde, flößte den Kindern ungeheure Furcht ein, und so ist es nicht schade, dass dieser Brauch langsam ausstirbt.
Auch ein etwas geheimnisvollerer Brauch war mit dem Luziertag verbunden. So schnitten Mädchen, die sich nach einem Freier sehnten, kurz vor Mitternacht in Weidenzweige das so- genannte „Luzierkreuz". Aus den Veränderungen durch das Wachstum des Kreuzes suchte sie im Frühjahr den Anfangsbuchstaben des Zukünftigen herauszufinden.
Auch das Kerzenorakel wurde geübt. So stellte ein heiratsfähiges Mädchen ein Kerzenlicht aufs Fensterbrett. Je kürzer die Kerze beim Verlöschen war, umso näher rückte der Hochzeitstermin.
Ungehorsame Kinder wurden nochmals bestraft. So machte nach Luzier in Hohenwarth bei Kötzting das „Mehlweibl" die Runde. Sie streute den bösen Kindern Mehl in die Augen.
Die Legende der heiligen Lucia
Am 13. Dezember, also mitten im Advent, begeht die Kirche alljährlich den Gedenktag der heiligen Lucia oder Luzia, deren Name übersetzt »die Leuchtende« bedeutet. Der Legende nach lebte die heilige Lucia als junge Christin im 3. Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien. Dort soll sie als Kind einer vornehmen Familie im Jahr 286 geboren worden sein. In einer Zeit der Christenverfolgung als viele Christen sich versteckt hielten, versorgte sie diese Menschen in den Katakomben mit Lebensmitteln.
Damit sie die Hände frei zum Tragen hatte, setzte sie sich einen Kranz mit Lichtern auf den Kopf. Als Lucia einen reichen Mann heiraten sollte, weigerte sie sich dieses zu tun, da sie keusch bleiben wollte und löste die Verlobung. Der vor den Kopf gestoßene Mann verriet sie beim Kaiser, woraufhin dieser sie hinrichten ließ.
Schutzpatronin
Die heilige Lucia gilt als Patronin der Blinden, der Bauern, der kranken Kinder, der reuigen Dirnen, der Glaser, der Kutscher, der Näherinnen, der Notare, der Pedelle, der Sattler, der Schneider, der Schreiber, der Türhüter, der Weber und als Schutzpatronin gegen verschiedene Krankheiten wie Augenleiden, Halsschmerzen, Infektionen, Blutfluss und die Ruhr.
Heiligenattribute
In der Kunst wird Lucia als Jungfrau mit langem Gewand dargestellt, manchmal mit den Heiligenattributen eines durch ihren Hals gestoßenen Schwertes oder mit zwei Augen, die sie auf einer Schüssel trägt. Ebenfalls wird sie auch mit Öllampe, einem Kessel über dem Feuer, mit Palme oder Kerze dargestellt.
Brauchtum
Am Gedenktag der heiligen Lucia gibt es einige alte Bräuche. So tritt beispielsweise in Schweden und einigen anderen skandinavischen Ländern an diesem Tag die »Luzienbraut« auf. Diese ist nach der Tradition jeweils die älteste Tochter einer Familie und trägt zu diesem Anlass ein weißes Kleid mit roter Schärpe (wahrscheinlich den blutigen Märtyrertod symbolisierend) sowie einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Gefolgt von weiteren Mädchen zieht die Luzienbraut in einem Umzug durchs Dorf. Der Brauch soll das Ende der dunklen Tage symbolisieren. Es heißt, die Luzienbraut kündet das Licht an, das an Weihnachten in die Welt kommt.
Dagegen wird in Italien der Gedenktag von »Santa Luzia« mit Lichterumzügen gefeiert. In Deutschland gibt es mancherorts den Brauch, dass die Kinder am 13. Dezember ein altes Milchglas mit vielen bunten Schnipseln aus Transparentpapier bekleben. Dieses Glas wird dann am Abend mit einem Teelicht ins Fenster gestellt.
Quelle: https://www.vivat.de/magazin/jahreskreis/advent/heilige-lucia/ und "Alte Oberpfälzer Bräuche" von Gustl Motyka